29.06.2016
Henrik Ansorge

2011 kam ich aus der Produktion des Tagebaus Nochten nach Cottbus, um die Leitung des Referat für den Tagebau Welzow-Süd zu übernehmen. Hier werden die Mittel- und Langfristplanungen erstellt und außerdem die Genehmigungsplanungen und Projekte koordiniert. Als Referent bin ich auch die Kontaktperson zu den Kommunen im Tagebau-Umfeld und Ansprechpartner für die Bürger. 

Wer im Osten der Republik in die Alpen fahren will, muss entweder eine lange Reise auf sich nehmen, oder bei den Höhenmetern Abstriche machen: Bis zu ca. 160 Meter erheben sich die Steinitzer Alpen in der Lausitz. Gleich am Tagebaurand Welzow-Süd gelegen, in Blickachse mit dem Gut Geisendorf, entsteht hier nach dem Braunkohleabbau wieder eine Endmoränenlandschaft.

Noch 2012 stand hier die Förderbrücke, bevor sie ins Südfeld des Tagebaus Welzow-Süd umgesetzt wurde. Gleich danach begann das Verfüllen des Restlochs. „150 Millionen Kubikmeter Abraum haben wir seit dem bereits bewegt“, erläutert Tagebaureferent Henrik Ansorge. „Bereits vor der Braunkohlegewinnung war klar, dass das Relief und der Naturhaushalt möglichst identisch wieder herzustellen ist. So steht es im Braunkohleplan und so werden wir es in den kommenden Jahren realisieren. Der Bergbau kommt und geht. Die Landschaft bleibt jedoch, ergänzt durch ein zusätzliches Kapitel.“

Lebenswerte Natur mit Höhenzügen

Der Blick von Gut Geisendorf auf die Arbeiten, Foto: LEAG

Die neue Geisendorfer Endmoräne liegt fast in der ursprünglichen Lage. „Der Endmoränenzug umfasst circa 400 Hektar und liegt in einem Gebiet, dass mit seinen 650 Hektar komplett als Renaturierungsgebiet dem Naturschutz vorbehalten ist. Dort ist ein Mischwald vorgesehen“, erklärt Ansorge. So wie vor tausenden von Jahren die Eiszeit die Gesteinsmassen geschoben hat, werden diese heute mittels Großgeräte gestaltet.  „Wir haben die behördliche Auflage, diese Lebensräume wieder anzulegen. Und wir wollen natürlich unserer Nachwelt damit eine lebenswerte Natur und Bergbaufolgelandschaft übergeben. Bei all den Diskussionen über die Möglichkeiten der Bergbaufolgelandschaften zeigt die Arbeit hier, das Höhenzüge geotechnisch sicher hergestellt werden können.“

Zehnthöchster Berg ist Weinanbaugebiet

Der Wolkenberg ist auch in der Rekultivierung entstanden, Foto: LEAG

Und durch den Umbruch ergibt sich auch die Chance auf Neues, wie bei einem anderem Berg in der Nähe: Mit seinem 160 Metern ist der Wolkenberg derzeit der zehnt höchste Berg Brandenburgs. Er ist eines der wenigen Weinanbaugebiete des Landes. „Hier haben wir Geschiebemergel aus der Endmoräne aufgebracht. Der Mergel ist sehr mineralhaltig und bringt seine ganze Kraft in die Rebstöcke ein“ so Ansorge.

Tradition und Landschaft 

Bis 2018 wird die Geisendorf-Steinitzer Endmoräne noch bergmännisch geschüttet, sagt Ansorge: „Schrittweise wird der Mensch wieder die Landschaft in Besitz nehmen.“

Ein Netz von Wanderwegen erschließt dann das Gebiet für den Tourismus. Bereits heute locken der Steinitzer Hof und das Gut Geisendorf viele Interessierte an den Tagebaurand. Informationen gibt es auch zu den verschiedenen Feierlichkeiten in der Region, wie jetzt am 3. Juli, wenn der Bergmannstag gefeiert wird. Denn auch wenn der Bergbau schrittweise die Region verlässt, in den Traditionen bleibt er doch verankert.

 

Gut Geisendorf an der Tagebaukante, Foto: LEAG

 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog.

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....

 

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