19.05.2020

Insbesondere Schulen und Ausbildungsbetriebe stehen in der Corona-Krise vor unbekannten Herausforderungen. Auch die LEAG antwortet darauf mit ungewohnten Mitteln und beschleunigt die Einführung digitaler Lernangebote. Wie sich die praktische Umsetzung der Corona-Maßnahmen konkret für Nachwuchskräfte und ihre Ausbilder gestaltet, zeigt die LEAG-Ausbildungsstätte am Standort Jänschwalde.

Wolfram Drinkmann ist Ausbilder bei der LEAG, Foto: LEAG

Wolfram Drinkmann ist schon lange dabei. Seit 25 Jahren arbeitet er als Ausbilder bei der LEAG, doch eine Situation wie jetzt hat er noch nicht erlebt. Der 60-jährige Cottbuser betreut Auszubildende auf dem Weg zum Elektroniker für Betriebstechnik und zum Mechatroniker. Zu seinen Fachgebieten gehören die Messtechnik und die speicherprogrammierbare Steuerung. Seit dem 17. März musste er sich intensiv mit Online-Plattformen und digitalen Lehrinhalten auseinandersetzen. „Durch Corona war das für uns alle ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Drinkmann über die Umstellung auf das digitale Aufgabenangebot. Deshalb erhielten die Auszubildenden am Schließtag der Ausbildungsstätte zunächst viele „analoge“ Hausaufgaben.

Lernplattform als Basis

Drinkmann berichtet, dass die Ausbilder ihre Übungsaufgaben über die Online-Lernplattform  Moodle für die Auszubildenden verfügbar gemacht haben. Auch das Hochladen von erledigten Aufgaben zur Kontrolle sei über die Lernumgebung im Internet erfolgt. Viele Schulen nutzen die Software als Werkzeug, weil sie eine übersichtliche und unkomplizierte Alternative zur Kommunikation per E-Mail darstellt. „Die Vielfalt der Funktionen auf der Lernplattform mussten wir uns Stück für Stück erarbeiten“, sagt Ausbilder Drinkmann über das Abenteuer Homeschooling. „Einige Hürden waren zu nehmen“, erzählt er. Doch seien gewisse Anlaufschwierigkeiten schnell behoben worden, sodass die Auszubildenden nach kurzer Zeit mit der Bearbeitung ihrer Aufgaben beginnen konnten.

Online-Lernen flexibler aber eintöniger

Florian Pürschel lernt bei der LEAG im zweiten Ausbildungsjahr, Foto: LEAG

Zufrieden mit dem digitalen Schulersatz zeigten sich auch die Auszubildenden. Der 21-jährige Florian Pürschel absolviert derzeit eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik. Er lernt im zweiten Lehrjahr und gehört zu der von Ausbilder Drinkmann betreuten Gruppe. „Das Online-Lernen war insgesamt okay, wir konnten uns den Tag selbst einteilen. Aber es wurde auf die Dauer doch etwas eintönig. Wir können nämlich nur theoretische Aufgaben bearbeiten, der Praxiseinsatz kann damit nicht ersetzt werden“, sagt Pürschel. Er ziehe einen geregelten Tagesablauf wie in der Ausbildungsstätte dem Homeoffice vor. Auch die Gemeinschaft mit den anderen Auszubildenden fehle.

Ansprechpartner auch digital erreichbar

Alle zwei bis drei Tage lud Ausbilder Drinkmann neue Aufgaben online hoch. Dabei handelte es sich vor allem um Grundlagenaufgaben und Übungen als Wiederholung aus dem ersten Lehrjahr. Mit dem Anforderungsniveau und der zur Verfügung stehenden Zeit für die Bearbeitung sei Pürschel zufrieden gewesen. „Bei Fragen und Problemen hatten wir Auszubildende viel Austausch untereinander. Wir konnten für Lösungen oder Ratschläge auch jederzeit bei den Ausbildern nachfragen“, berichtet er. Er selbst sei weitestgehend ohne Hilfestellung auf der neuen Lernplattform zurechtgekommen.  

Digitaler Unterricht als gute Ergänzung

Ausbilder Wolfram Drinkmann sieht beim Online-Unterricht noch Verbesserungsbedarf. „Etwas mehr Übersichtlichkeit und intuitive Führung auf der Plattform wären schön. Trotzdem war Moodle sehr hilfreich“, resümiert er. Zwar bewertet er Online-Lernumgebungen als eine sinnvolle Ergänzung des normalen Ausbildungsbetriebs. Aber er könne sich noch zusätzliche Anwendermöglichkeiten vorstellen. „Ich stelle mir Einsatzmöglichkeiten wie das Einspielen von Videos vor oder das Einlesen von an Maschinen angebrachten QR-Codes“, führt er an. „Dann können gerätespezifische Belehrungen zum Arbeitsschutz und Sicherheitshinweise direkt angezeigt werden.“ Schon jetzt steht vielen Auszubildenden und Dualstudenten der LEAG ein eigenes Tablet zur Verfügung. Damit führen die Auszubildenden und Dualstudenten Fachbücher als eBooks und abgespeicherte Protokolle unkompliziert und papiersparend mit sich.

Aktuell läuft die Ausbildung mit Abstand und halber Kursgröße im Wechsel in der Ausbildungsstätte, Foto: LEAG

Analoge Ausbildung läuft wieder an

Überall begegnen einem auf dem Gelände Schutzmaßnahmen, so sind Begegnungsstätten wie die Raucherzonen gesperrt. Foto: LEAG

Seit dem 4. Mai läuft der Ausbildungsbetrieb im Schicht-Modell für die Auszubildenden des ersten und zweiten Lehrjahres in der Ausbildungsstätte in Jänschwalde. Bei allen Unterrichtseinheiten wird konsequent auf die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen geachtet.

„Wir haben die Gruppen in ihrer Anzahl halbiert, sodass Übungen und Erklärungen nun doppelt vorgeführt werden“, erklärt der langjährige Ausbilder. Ein Teil der Klasse erscheint montags und dienstags, die anderen Auszubildenden mittwochs und donnerstags. Am Freitag bleiben alle Auszubildenden zuhause und lernen selbstständig. Damit könne der Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern an den Arbeitsplätzen und in den Fachräumen eingehalten werden. Drinkmann sagt, die Auszubildenden haben vor ihrer Rückkehr in die Ausbildungsstätte eine Belehrung erhalten. Ihnen stünden Mund-Nasen-Schutzmasken sowie flächendeckendes Desinfektionsmittel zur Verfügung.

Tatsächlich erkennen auch Besucher des Ausbildungsgebäudes die Maßnahmen. Dazu zählen der großzügige Abstand zwischen den Arbeitsplätzen in den Fachräumen, die Separierung der Schränke in den Umkleideräumen und die Einzeltische in der Kantine.

 

Überall wird an die Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus erinnert, wie hier auf dem digitalen Infobildschirm im Eingangsbereich der Ausbildungsstätte, Foto: LEAG

Praxis ist nicht ersetzbar

„Wir wollen die Ausfälle natürlich schnellstmöglich kompensieren“, sagt Drinkmann. Verhindern ließe sich aber nicht, dass die Prüfungen sich etwas nach hinten verschieben würden. „Trotz der Bemühungen wird die Fehlzeit nur bedingt nachholbar sein“, bedauert er. „Durch die Gruppenausbildung und die in der Lehrausbildung immer eingeplante Wiederholung von Schulstoff haben unsere Azubis einen großen Vorteil. In vielen kleinen Betrieben sind Auszubildende dagegen eine benötigte Arbeitskraft. Für Wiederholungen der Theorie bleibt da keine Zeit. Daher haben wir jetzt einen kleinen Zeitvorteil, denn die Abschlussjahrgänge haben ihre regulären Ausbildungsinhalte bereits vermittelt bekommen“, erklärt der Ausbilder. Drinkmann empfinde den größten Nachteil am digitalen Lernen im Rahmen der Ausbildung in der fehlenden körperlichen Anwesenheit während der Praxiseinheiten im Betrieb. „Die Eindrücke im Realen sind ganz anders, da werden die menschlichen Sinne anders angesprochen. Das betrifft zum Beispiel die Handhabung bestimmter Maschinen, aber auch das Empfinden von Wärmeentwicklung und Ähnlichem“, berichtet er. Dem pflichtet der Auszubildende Pürschel bei: „Bestimmte Aufgaben sind online nicht möglich“, sagt er. „Sie sind kein Ersatz für das Handwerk. Praxis bleibt Praxis.“

Die Entscheidung über das Stattfinden des Unterrichts im Normalbetreib und in gewohnter Klassenstärke steht noch aus, denn die Lage in der Corona-Krise ist dynamisch und verlangt allen viel ab. Mehr zu den Maßnahmen in Corona-Zeiten bei der LEAG finden Sie hier.

Weitere Information zur Ausbildung bei der LEAG

Information zum Ausbildungsangebot der LEAG finden Sie unter www.leag.de/karriere/ausbildung. Aktuell aben wir noch Ausbildungplätze ab Herbst frei! Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen werden die Vorstellungsgespräche übrigens per Telefon- und Videokonferenz geführt.

Weitere Artikel rund um die Ausbildung im Seitenblick-Blog:

Ausbildung in der Lausitz - unaussprechlich gut
LEAG-Ausbildung legt solide Basis für das Berufsleben
TSS-Azubi am Steuer: Von Anfang an Vertrauen
In der Ausbildung auf Messetour
Lernen im Land des Anderen
Berufswahl mit Energie: Lausitzer Azubis starten durch

 

Themen

Teilen

Autor

Constanze Kuba

Die Lausitz hat viele Gesichter: landschaftlich, kulturell, menschlich. Und das macht die Region zu etwas Besonderem für mich. Deshalb zieht es mich nach dem Studienabschluss im nächsten Jahr in meine Heimat zurück. Ich verbringe derzeit mein praktisches Studiensemester in der Kommunikation der LEAG. So lerne ich viel Neues über die Lausitz, in der ich mich zuhause fühle.