Pöbeleien, Ausgrenzung und Aufmärsche: Solche Aktivitäten ausländerfeindlicher Gruppen gaben 1999 den Anstoß, den „Cottbuser Aufbruch“ zu gründen. Dem Verein geht es um ein friedliches Miteinander und demokratische Werte. Seine Mitglieder setzten Zeichen gegen die Radikalisierung. Das ist heute immer noch genauso wichtig wie Ende der Neunziger. „In Cottbus gibt es seit Jahren eine breite rechte Szene“, erläutert Lothar Judith. „Durch Aufklärungsarbeit, klare Positionierung und viele Aktionen wie unter anderem den jährlichen Sternmarsch am 15. Februar ist es in den letzten Jahren gelungen, die Präsenz der Rechten zu reduzieren.“
Während Judith redet, nickt Uwe Reinicke zustimmend. Es habe sich eine Menge getan, resümiert er: „Wir als Förderverein haben viel dazu beigetragen, dass Projekte für Demokratie und Toleranz vorangebracht worden sind und dass man den Cottbuser Aufbruch wahrnimmt. Ich denke, es ist wichtig, dass sich in den Köpfen etwas tut und ein Zusammenhalt gegeben wird, so dass wir alle an einem Strang ziehen.“
Klare Kante gegen rechts
„Wir dürfen unsere Kräfte nicht zersplittern lassen“, warnt Judith. Klar komme es in den Diskussionen auch unter den Mitgliedern zu Spannungen. Das gehöre zum Demokratieverständnis des Bündnisses. Doch diese Spannung wird von Dritten jetzt zunehmend ausgenutzt. „Da müssen jetzt alle aufpassen und nicht darauf hereinfallen“, mahnt Judith. „Wir brauchen eine klare Kante gegen rechts.“
Die Gewinner des Toleranzpreises 2017, Foto: Michael Helbig
Das Bild der fremdenfeindlichen, gewalttätigen Stadt, das seit Beginn des Jahres verstärkt in den Medien verbreitet wird, sei verzerrt. „Diese Diskussion hat Cottbus nicht verdient“, sagt Judith. „Es gibt tolle Aktionen in der Stadt, die wir u.a. über den Toleranzpreis sichtbar machen. Ein gutes Beispiel sind die Sprechcafés. Durch das gegenseitige Kennenlernen baut man hier die Vorurteile ab.“ Solche Aktionen bekannt zu machen, sei wichtig. „Wir als Förderverein können unterstützen, aber gelebt wird dies vom Netzwerk Cottbuser Aufbruch“, so Reinicke. Hier kämen die verschiedensten Menschen und Aktionen zusammen. Ziel sei, alle zu vereinen. „Aktuell sind wir dabei, für die Stadt insgesamt ein gemeinsames Markenzeichen zu finden. Aber das ist nicht so einfach.“ Die Vorstellungen seien noch sehr unterschiedlich. „Es passiert sehr viel, aber es wird in der Öffentlichkeit zu wenig darüber geredet.“
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Fragen zum Demokratieverständnis: Ab Minute 3:26 mit Uwe Reinicke und Lothar Judith, Film: Cottbuser Aufbruch
Jeder zählt für den Cottbuser Aufbruch
Prominente Unterstützung kam beim Sternmarsch dieses Jahr u.a. von Brandenburgs Ministerpräsident Woidke, Foto: LEAG
Doch es geht den beiden nicht nur ums Reden. „Wir suchen immer neue Leute, die sich einbringen wollen – in allen Positionen“, appelliert Judith. Erst recht in Tagen wie diesen. Denn es sei sehr viel Arbeit zu machen und zudem wechselt die Spitze des Fördervereins. Reinicke hat seinen Vorstandsposten niedergelegt. „Das hat private Gründe, ich bleibe dem Verein aber erhalten und werde mich auch weiter aktiv beteiligen“, unterstreicht er. Die Zusammenarbeit war extrem gut, sind sich beide einig. „Ich habe mehr ein Faible für das Formale. Das liegt Lothar nicht, der organisiert Veranstaltungen und knüpft Kontakte. Das hat gute Erfolge gezeigt“, blickt Reinicke zurück. So zum Beispiel beim Sternmarsch dieses Jahr. „Da gab es viele strahlende Gesichter“, erinnert sich Reinicke an die Aktion Mitte Februar. „Jeder einzelne zählt dabei. “ Generell gelte, dran zu bleiben.
Neue Leitung
Das werde auch unter neuer Leitung so bleiben. Christoph Polster löst Reinicke ab. Polster war bis Ostern 2015 Pfarrer der Cottbuser Oberkirche. Er engagiert sich zusätzlich im Verein „Aufarbeitung Cottbus“. Judith bleibt zweiter Vorsitzender. Reinicke versichert: „Wir versuchen einfach, weiterhin die Strippen zu ziehen und Bälle im Spiel zu halten. Wir arbeiten am Bild der Stadt weiter.“
Sie wollen die Arbeit des Fördervereins unterstützen? Unter www.cottbuser-aufbruch.de erhalten Sie Informationen.