02.05.2018

In den letzten Tagen hielt ein Brand im Tagebau Reichwalde die LEAG und Freiwillige Feuerwehren aus Brandenburg und Sachsen in Atem. Was war passiert? Wir sprachen mit dem stellvertetenden Leiter der LEAG Werkfeuerwehr, Ralf Geracik.

Am Mittwochnachmittag hatte sich im Tagebau Reichwalde auf der Arbeitsebene der Kohleförderung auf einer Fläche von zehn mal zehn Meter ein zunächst kleiner Brand entzündet. Die Werkfeuerwehr der LEAG war sofort vor Ort. „Gemeldet wurde uns gegen 14 Uhr ein Brand in der Größe von zehn mal zehn Metern. Doch unsere Wachabteilungsleitung in der Feuerwache Boxberg hat nach Eintreffen vor Ort gleich weitere Kräfte und Mittel angefordert“, erzählt Ralf Geracik. „Ich selbst war privat in Dresden. Auf der Fahrt nach Reichwalde habe ich schon den Funkverkehr abgehört. Als ich gegen 19  Uhr an der Einsatzstelle angekommen bin, war mein erster Eindruck vom Brand: erschreckend. Unser Werkfeuerwehrleiter Hartmut Bastisch hatte die Einsatzleitung übernommen. Er hatte vier Einsatzabschnitte gebildet und den Hubschrauber der Bundeswehr angefordert. Durch den Wind, der teilweise mit Stärke Acht heftig war, hatte sich der Brand auf eine Brandfläche von 800 mal 50 Meter und nach kurzer Zeit über 1000 Meter ausgedehnt.“ 

Der Wind, der im Tagebau durch den Kamineffekt verstärkt wurde, fachte die Glutnester an, Foto: LEAG

Stürmische Böen fegen durch die Grube

Ralf Geracik im Einsatz im Tagebau Reichwalde, Foto: LEAG

Die stürmischen Böen fachten den Brand weiter an. Später war das Kohleflöz auf einer Länge von 2000 Metern betroffen. Schließlich griff das Feuer auch auf die Bandanlage zum Transport der Kohle über. Die Werkfeuerwehr der LEAG sowie weitere rund 30 Feuerwehren waren mit mehr als 200 Einsatzkräften zu diesem Zeitpunkt vor Ort im Einsatz. Die dichten Rauchschwaden alarmierten die Bevölkerung und die Medien. Die aufsteigenden Rauchschwaden sind in einer Entfernung von 500 Metern durch die Verdünnung mit normaler Luft nicht mehr gesundheitsschädlich, dennoch geht aufgrund der Rauchbelästigung der Rat an die Anwohner, Türen und Fenster geschlossen zu halten. In den Abendstunden konnte der Brand zunächst eingedämmt werden. Geracik: „Gegen 23 Uhr war der Brand weitestgehend unter Kontrolle. In den Nachtstunden erfolgten die Löscharbeiten durch die Werkfeuerwehr. Die kommunalen Wehren konnten aus dem Einsatz ausgelöst werden.“ Die Nacht blieb ruhig. Doch der am Donnerstagvormittag erneut aufkommende starke Wind fachte die Glutnester erneut an.

„Dank an die Freiwilligen Feuerwehren und allen Einsatzkräften für ihren engagierten Einsatz. Auch bei den Bewohnern möchten wir uns für das Verständnis bedanken und für die Rauchbelästigung und die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen“, Uwe Grosser,  Bergbauvorstand der LEAG

 

Teamwork vor Ort

 

Zwei Hubschrauber halfen kühlen und löschen, Foto: LEAG

„Wir hatten großflächig Brandherde. Wir haben einen Hubschrauber der Bundespolizei angefordert, der einen Kollegen am Kraftwerk Boxberg vom Hubschrauberlandeplatz aufnahm. Er war den Abend zuvor schon vor Ort und konnte koordinieren, wo der Hubschrauber das Wasser abzuwerfen hat.“ Auch der Hubschrauber der Bundeswehr, ebenfalls mit einem Werkfeuerwehrmann an Bord, blieb im Einsatz. Pro Flug wurden bis zu 5.000 Liter Wasser über dem Kohleflöz verteilt. Das kühlte und löschte zugleich. Des Weiteren unterstützten zwölf Freiwillige Feuerwehren die Werkfeuerwehr. „Die Zusammenarbeit hat super funktioniert“, schildert Geracik. „Wir hatten am ersten Tag bis zu 240 Einsatzkräfte vor Ort, am zweiten waren es mehr als 60. Auch die Kollegen aus dem Bergbau haben uns mit Technik und Ausrüstung unterstützt. Das war ein sehr gutes Zusammenspiel. Da kann man sich drauf verlassen.“ Am Ende stand die Hoffnung, den Brand endgültig im Griff zu haben. Ein Übergreifen auf noch intakte Teile der Bandanlage oder eine in der Nähe liegende Antriebsstation konnte verhindert werden. Übernacht blieben die Wehren im Einsatz, um Glutnester zu bekämpfen.

Der Brand konnte am Freitag auf eine Länge von rund 500 Meter eingegrenzt werden.  Mit den Bergleuten vor Ort wurde parallel über weitere Maßnahmen beraten. Bald stand fest: die Förderbrücke F60 soll unterstützen. „Am ersten Tag drehte sich alles um den Schutz, vor allem der nicht betroffenen Bereiche. Am zweiten Tag hatten wir einen besseren Überblick. Der Einsatz der F60 ermöglichte es, gewisse Bereiche des Brandes abzudecken.“

„Auch ich bedanke mich ganz herzlich für die vielen geleisteten Stunden aller Feuerwehrmänner und Bergleute, die alle Kräfte auf die Bekämpfung dieses Brandes gerichtet haben“. Lutz Mickel, Leiter Tagebau Reichwalde

Mit der F60 wurde Abraummasse auf die Brandfläche geschüttet, um die Sauerstoffzufuhr zu unterbinden und so den Brand zu ersticken, Foto: LEAG

Brandwache rund um die Uhr

Planierraupen verteilten die von der F60 aufgeschütteten Abraummassen, Foto: LEAG

 

Abraummassen wurden über dem betroffenen Teil des Kohleflözes abgeschüttet. Am Samstag haben sechs Planierraupen weitere Erdmassen auf die Glutnester geschoben, um die Flammen zu ersticken. Die Maßnahmen zeigten schnell den gewünschten Erfolg, so dass am Sonntag keine Brandherde mehr an der Oberfläche zu sehen waren, also kein Qualm mehr aufstieg. „Wir haben im Tagebau eine automatische Brandüberwachung“, erzählt Geracik. „Die Kamera läuft in unserer Feuerwache in Boxberg auf. Anhand der Temperaturanzeige können wir sehen, in wie weit Glutherde vorhanden sind. Am Donnerstag und Freitag war der komplette Bereich noch rot eingefärbt. Sonntag früh habe ich auf die Kamera geguckt und keinen roten Punkt mehr entdeckt. Das war ein gutes Gefühl.“

Am Sonntag begannen die Bergleute bereits mit dem Abbauen einzelner Segmente aus der abgebrannten Bandanlage. „Seit Sonntag sind wir als Werkfeuerwehr alleine vor Ort, ohne Unterstützung anderer Wehren“, so Geracik. Die Kollegen sind in drei Schichten mit 5 Fahrzeugen vor Ort. Eine Ruhepause ist noch nicht in Sicht. Auch am Tag der Arbeit, während andere Feiern, herrschte im Tagebau Reichwalde reger Betrieb. Bereits in der kommenden Woche soll die Bandanlage wieder betriebsbereit sein. Der Brand im Tagebau Reichwald wird noch länger nachwirken.

Weitere Information

Über Pressemitteilungen und per Twitter haben wir in den letzten Tagen die Öffentlichkeit auf dem Laufenden gehalten.  

 

1/15 Der Brand im Tagebau Reichwalde am 26. April, Foto: LEAG
2/15 Je ein Hubschrauber von der Bundespolizei und der Bundeswehr halfen beim Kühlen und Löschen, Foto: LEAG
3/15 Mehr als 240 Einsatzkräfte waren am ersten Tag vor Ort, Foto: LEAG
4/15 Werkfeuerwehrleiter Hartmut Bastisch übernahm die Leitung des Einsatzes, Foto: LEAG
5/15 Der starke Wind, der im Tagebau wie bei einem Kamin verstärkt wurde, entfachte an den ersten beiden Tagen immer wieder Glutnester, Foto: LEAG
6/15 Die F60 wurde am 27. April zum Schütten von Abraummasse eingesetzt, Foto: LEAG
7/15 Der Abraum unterbindet die Sauerstoffzufuhr, Foto: LEAG
8/15 Auch Planierraupen halfen beim Einsatz, Foto: LEAG
9/15 Am 28. April machte Uwe Grosser sich ein Bild vor Ort und sprach zusammen mit Lutz Mickel mit dem MDR, Foto: LEAG
10/15 Am 29. April begann der Rückbau der vom Brand betroffenen Bandanlage, Foto: LEAG
11/15 Die Werkfeuerwehr begleitet die Rückbauarbeiten, Foto: LEAG
12/15 Unter der Bandanlage befinden sich Glutnester, die gleich gelöscht wurden, Foto: LEAG
13/15 Ralf Geracik übernahm am Wochenende die Leitung des Einsatzes von Hartmut Bastisch, Foto: LEAG
14/15 Inzwischen ist kein Rauch mehr in der Grube zu sehen, Foto: LEAG
15/15 Die Werkfeuerwehr patroulliert rund um die Uhr, Foto: LEAG

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....

 

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