07.09.2015

Mit dem Tagebau Cottbus-Nord geht die letzte Förderbrücke F 34 außer Betrieb. Bald wird hier der Cottbuser Ostsee entstehen, Brandenburgs größtes künstlich geschaffenes Gewässer.

So viel Besuch wie in den letzten Tagen vor ihrem Ruhestand hatte die Förderbrücke F 34 lange nicht. So kamen sie alle zum Lausitzer Tagebau Cottbus-Nord: Maschinenbau-Spezialisten, technikbegeisterte Touristen, Zeitdokumentaristen mit ihrer Kamera – alle wollten das letzte existierende Exemplar dieses Tagebaugroßgerätes noch einmal in Aktion sehen, bevor es nach mehr als 50 Dienstjahren planmäßig außer Betrieb geht.

Bis zur Markierung, dann ist Schluss

 Hier im Tagebau Cottbus-Nord hat 1981 die Kohleförderung begonnen, Foto: LEAG

Holzpflöcke mit signalroten Spitzen kennzeichnen bereits das Ende des Tagebaus Cottbus-Nord. Wenn der Eimerkettenbagger der Förderbrücke diese Grenze erreicht, ist ihre Arbeit getan und sie bleibt stehen.

Im August wurde der letzte Abraum über das 318 Meter lange Förderband der Brücke geschickt. Vier Monate später wird dann mit dem letzten Kohlenzug auch der Tagebau Cottbus-Nord planmäßig den Betrieb einstellen.

Zukunftsvisionen

Wo früher Bagger das Erdreich umgruben und Kohle förderten, soll dann ab 2018 Brandenburgs größtes künstlich geschaffenes Gewässer mit einer Fläche von 1.900 Hektar entstehen – der Cottbuser Ostsee. Das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren ist eingeleitet. Die Antragsunterlagen, die der LEAG-Vorgänger Vattenfall dafür eingereicht hat, füllen 25 Aktenordner.

Derweil schmieden die Anrainer-Gemeinden, darunter auch die Stadt Cottbus, Zukunftspläne für das künftige Erholungsgebiet mit Hafenanlagen, Promenaden, Surfarealen, Fahrgastschifffahrt und Strandbereichen. Der Aussichtsturm von Merzdorf steht bereits wie ein Leuchtturm am Rande des künftigen Sees, dem die Fachleute eine gute Wasserqualität prognostizieren.

Ein Brückenfahrer blickt zurück

 Brückenführer Dietmar Piesker an seinem Arbeitsplatz, der Förderbrücke F 34, Foto: LEAG

Das ist die Vision, die sich auch Brückenfahrer Dietmar Piesker vorstellt, wenn er an das Ende dieses Tagebaus und seiner F 34 denkt, auf der er so viele Jahre gearbeitet hat. Diese Visionen helfen, wenn doch mal so etwas wie Abschiedsschmerz aufkommen will. „Wir sind ja auch froh darüber, dass wir jetzt den Gemeinden und der Stadt Cottbus etwas zurückgeben können, nachdem der Tagebau Jahrzehnte lang die Landschaft stark beansprucht hat, mit allen damit verbundenen Beeinträchtigungen für die Anwohner“, sagt er.

Piesker ist Veränderungen mittlerweile gewohnt: Ursprünglich war der heute 54-jährige Instandhaltungsmechaniker im Lausitzer Bergbau – ein Arbeitsplatz, der mit den Strukturveränderungen 1996 wegfiel. So wurde er Großgeräteführer, sowohl für Bagger als auch für die Förderbrücke F 34 in Cottbus-Nord. Nun wechselt er nach Jänschwalde auf die F 60, den größten beweglichen Maschinenkomplex der Welt. Seit Monaten hat er sich in einer zusätzlichen Ausbildung darauf vorbereitet. Auch seine Kollegen werden in anderen Tagebauen in der Lausitz wieder Arbeit haben.

Von Anfang an dabei: Die F 34

Sie ist einer der Vorläufer der heutigen F 60. Wie diese war auch die Abraumförderbrücke 34 mit der Gerätenummer 27 vom TAKRAF VEB Schwermaschinenbau Lauchhammerwerk hergestellt worden. Sie kam 1962 zunächst im Tagebau Seese-West zum Einsatz. Mit der Beendigung dieses Tagebaus wurde sie 1983 in den noch jungen Tagebau Cottbus-Nord umgesetzt, wo 1981 die Kohleförderung begonnen hatte.

Ab 1985 wurde noch eine zweite Abraumförderbrücke 34 im TB Cottbus-Süd errichtet

Der Brückenkomplex verfügt über zwei Eimerkettenbagger vom Typ Es 1120, mit denen eine Abraummächtigkeit von über 34 Metern abgetragen werden kann, daher die Bezeichnung F 34. Der Abraum wird auf Förderbändern über eine Länge von mehr als 300 Metern von der Abgrabungs- auf die Kippenseite transportiert und dort aus etwa 40 Metern Höhe verstürzt.

Montagearbeiten am Brückentragwerk im Jahr 1985, Foto: Unternehmensarchiv

Auf diese Weise wurden rund 20 Millionen Kubikmeter Abraum jährlich durch diese Bergbaumaschine gefördert, also etwa eine Milliarde Kubikmeter in ihrem über 50-jährigen Arbeitsleben in zwei Tagebauen.

Zeitweise waren im Tagebau Cottbus-Nord zwei Abraumförderbrücken F 34 parallel im Einsatz. Die ältere von beiden mit der Gerätenummer 22 wurde 1991 außer Betrieb genommen und nach teilweiser Demontage 1995 gesprengt. Das gleiche Schicksal erwartet nun auch die Nummer 27 und damit letzte Vertreterin der F-34-Serie von TAKRAF.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog.

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.

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