Das Werbeprospekt für den Zuse Graphomaten inspirierte das Team zur Ausstellung. Grafik (c) ZCOM-Stiftung
Was haben Gerhard Gundermann und Konrad Zuse gemeinsam? Beide legten in Hoyerswerda ihr Abitur ab. Zuse ist seit 1995 Ehrenbürger der Stadt, dem Computervater ist das gleichnamige Museum gewidmet. Im Fokus stehen seine schöpferischen Leistungen – sowohl in der Informationstechnik als auch in der Kunst.
Ohne Computer geht heute fast nichts mehr. Einen der Grundsteine dafür legte Konrad Zuse. Der Antrieb dafür war zunächst simpel: Mittels Rechenmaschinen versuchte er die monotonen und mühseligen statischen Berechnungen im Bauingenieurwesen zu automatisieren. „Wir zeigen hier die Geschichte des Computers“, schwärmt Andrea Prittmann, Leiterin des Museums. Auch wenn Zuse nur vier Jahre in der Stadt verbrachte, gab er selbst an, dass die moderne Bergbautechnik im Umland ihn inspirierte. So gaben ihm die großen Abraumförderbrücken eine erste Vorstellung von einem automatisierten, technischen Zeitalter. Die Entwicklung erster Rechenmaschinen begann allerdings erst in Berlin, wo Zuse studierte. Doch in Hoyerswerda setzte er spielerisch mit dem Metallbaukasten seine ersten Ideen um. Auch seine ersten Zeichnungen entstanden hier. „Zuse verbindet sein Leben lang die Technik mit der Kunst. Wir versuchen das abwechselnd in unseren Ausstellungen aufzugreifen, um so ein breites Publikum zu erreichen.“
"Die Stiftung Lausitzer Braunkohle engagiert sich in der Lausitz mit dem Ziel, das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Umfeld attraktiver zu gestalten. Das Zuse-Museum in Hoyerswerda baut Brücken zwischen der technischen Entwicklung, dem gesellschaftlichen Umgang und der Kreativität in Form von Kunst oder Produktdesign."
Sabine Brumma
Stiftung Lausitzer Braunkohle
Von der Wiege der computergestützten Kunst
Museumsleiterin Andrea Prittmann konzipierte die Sonderausstellung mit ihrem Team. Foto: Frank Zörner (C) ZCOM-Stiftung
Den Anstoß zur aktuellen Ausstellung „a BIT of ART“ – Der Computer als Medium des Künstlers“ gaben die Werbeprospekte Graphomat Z64. „Über die hier abgebildete Grafik sind wir auf diese Art der Kunst gekommen und haben recherchiert, welche Künstler es dazu gibt“, erläutert Prittmann. Denn der Einsatz des Graphomats beschränkte sich keinesfalls wie ursprünglich angedacht auf technische Zeichnungen. Bereits 1965 gab es die erste Ausstellung mit der Kunst aus dem Computer. „Die Reaktionen darauf waren recht unterschiedlich. Es entspann sich eine Diskussion, ob dies noch Kunst sein kann, wenn sie nicht von Hand sondern per Computer hergestellt wird. Und in wie weit ist ein Bild dann noch ein Original, wenn es reproduzierbar scheint?“ berichtet Prittmann. Dabei sei der Entstehungsprozess ein komplett anderer als heutzutage: „Die damaligen Künstler haben angefangen, ästhetische Grundsätze mathematisch zu beschreiben.“ Die künstlerische Idee wurde zunächst mit Algorithmen beschrieben. Damit der Computer „kreativ“ mitwirken konnte, sei ein Zufallsgenerator eingebaut worden – Parameter, die Variationen einbauten, damit nicht jedes Bild gleich aussehe. Per Programmierung stellte der Computer dann Lochstreifen her. Mit diesen wurde dann der Plotter gefüttert und weitere Stunden später war das Bild fertig. „Ein langwieriger Prozess“, so die Museumsleiterin. „Heute sieht man die Eingabe am Computer sofort per Bildschirm und fast jeder hat die Möglichkeit, sich künstlerisch am Computer auszudrücken. Das war damals nur einer kleinen Minderheit in der Wissenschaft oder Verwaltung vorbehalten.“
"Diese Sonderausstellung ist eine innovative Form, junge Menschen für Technik zu begeistern. Unter anderem war das ein Aspekt, die Ausstellung aus Sicht der Stiftung Lausitzer Braunkohle zu unterstützen."
Sabine Brumma
Stiftung Lausitzer Braunkohle
Mit Algrotihmen zum eigenen Kunstwerk
Künstler Tom Witschel neben dem von ihm konstruierten Plotter. Der Künstler leitet die Workshops. Foto: (c) ZCOM-Stiftung
Die Ausstellung zeigt Werke und Arbeitsmittel der künstlerischen Pioniere, erzählt die Entstehung der neuen Kunstszene in Ost- und Westdeutschland und wirft einen Blick über die Grenze in die Tschechei. „Uns ist wichtig, nicht nur die Geschichte zu zeigen, sondern auch den Bogen ins Heute zu spannen“, so Prittmann. „Es freut uns, dass wir mit Tom Witschel auch einen jungen Künstler aus der Region zeigen können. Er macht auch den Workshop.“ Einen Workshop? „Am 20. Oktober und 20. November haben Besucher die Möglichkeit, Tom Witschel über die Schulter zu schauen“, klärt Prittmann mich auf. „Unter Anleitung können die Teilnehmer auch Plottergrafiken selbst erstellen und über den von Witschel selbst konstruierten Plotter drucken lassen.“ Der Workshop dauere drei Stunden und böte einen ganz eigenen Zugang zur computergestützten Kunst. Und wer weiß, vielleicht hängt das eine oder andere Bild irgendwann in einer anderen Ausstellung und schließt so den Bogen
Sonderausstellung „a BIT of ART“ – Der Computer als Medium des Künstlers
Zeitraum: vom 19.09.2021 jetzt verlängert bis zum 28.02.2022
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 10.00 – 17.00 Uhr
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro (bis 16 Jahre, Schüler, Auszubildende, Studierende, Freiwillige Wehr- und Bundesfreiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte), Gruppen ab 15 Personen 5 Euro, Familienkarte 15 Euro (2 Erwachsene 2 Kinder bis 16 Jahre)
Freier Eintritt für Kinder bis 6 Jahre
Adresse: ZCOM Zuse-Computer-Museum, D.-Bonhoeffer-Str. 1-3, 02977 Hoyerswerda
Alle Infos unter www.zuse-computer-museum.com
Künstlerworkshop mit Tom Witschel
Tom Witschel erläutert seine Gedanken und Ideen beim Erzeugen eines grafischen Werkes und gibt einen Einblick in den Schaffensprozess. Gemeinsam erstellen die Teilnehmer unter Anleitung des Künstlers Plottergrafiken, die anschließend auf einem selbstkonstruierten Plotter ausgegeben werden.
Dauer: ca. 3 Stunden
Datum: 20.10 & 20.11.21 , jeweils ab 14 Uhr
Teilnehmerzahl: max. 15, geeignet für Interessierte, Schulgruppen, Ferienkinder, vorherige Anmeldung notwendig
Kosten: im Museumseintritt enthalten
Führungen durch die Sonderausstellung
Dauer: ca 45 Minuten
Kosten: 30 € zzgl. Eintrittspreis, vorherige Anmeldung (min. 14 Tage) notwendig
Workshop: Grafische Interaktion
Die ersten „Computerkünstler“ erstellten ihre Grafiken nicht mit Pinsel oder Bleistift, sondern durch Algorithmen. Solche Algorithmen werden durch die Teilnehmer innerhalb der Workshops erstellt bzw. vorgegebene so verändert, dass deren Bedeutung sichtbar wird. Die erstellten Werke können anschließend über einen Plotter oder Drucker ausgegeben werden.
Dauer: 2 Stunden
Teilnehmerzahl: max. 15, geeignet für Interessierte und Schulgruppen, vorherige Anmeldung (min. 14 Tage) notwendig
Kosten: 40 € zzgl. Museumseintritt
Die Ausstellung wird unterstützt durch:
Mehr Information zur Stiftung Lausitzer Braunkohle unter www.stiftung-lausitzer-braunkohle.de