Artikel 20.04.2021

EVA Jänschwalde im Fokus

Unter der Überschrift „Braucht Brandenburg die Müllverbrennungsanlage am Kraftwerk Jänschwalde“ hat die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburgischen Landtag am 15.04.2021 zu einem Online-Fachgespräch eingeladen. Zu dieser Frage referierten Michael Jedelhauser vom NABU, Gudrun Pinn vom LAUB e.V., Axel Steffen, Abteilungsleiter im brandenburgischen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, der Gutachter Peter Gebhardt und Paul Suppan vom lokalen Aktionsbündnis Contra MVA. Die Projektleitung der EVA Jänschwalde nahm gemeinsam mit knapp 40 weiteren Gästen an der Veranstaltung teil.

„Wir sind froh über die Möglichkeit, dass wir diesem Austausch beiwohnen konnten. Auch wenn es natürlich unterschiedliche Meinungen gibt, sehen wir Einigkeit darüber, dass die Kreislaufwirtschaft weiter gestärkt werden muss. Für uns ist die thermische Abfallverwertung ein notwendiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen“, resümierte im Anschluss Vedad Delic, Prokurist bei der EVA Jänschwalde GmbH & Co. KG. Frank Mielke, ebenfalls Prokurist bei der EVA Jänschwalde, fügt hinzu: „Wir sehen die thermische Verwertung nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung. Anlagen wie die EVA Jänschwalde sind nicht die Verursacher von Abfällen, sondern sie verwerten ordnungsgemäß und umweltverträglich die „Reste“, die sie aus den vorgeschalteten Stufen der Abfallhierarchie erreichen.“

 

Fünfstufige Hierarchie für den Umgang mit Abfällen in der Kreislaufwirtschaft, Grafik: EVA Jänschwalde

 

Das Fazit der beiden Projektverantwortlichen: Abfall zu vermeiden, Recycling zu verbessern und schließlich auch den Einsatz der gewonnenen Rezyklate zu stärken, stehe in keinem Widerspruch mit der thermischen Verwertung. „Klar ist in dem Fachgespräch geworden, dass es ermutigende Schritte zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft gibt, aber auch, dass noch einige Herausforderungen zu bewältigen sind“, so Delic. Die größten inhaltlichen Unterschiede zeigten sich u.a. in der Beurteilung des Bedarfs, der Klimarelevanz und des Beitrags zur Strukturentwicklung mit Blick auf die EVA Jänschwalde. Im Folgenden haben wir daher vier Fragestellungen aus dem Fachgespräch aufgegriffen.

 

1. Kein Entsorgungsnotstand ohne die EVA Jänschwalde?

Allein für Brandenburg mag das zutreffen, aber eine auf einzelne Bundesländer begrenzte Betrachtungsweise passt nicht zur realen Situation in faktisch allen Wirtschaftsbereichen. Der Hamburger Hafen beispielsweise schlägt nicht nur Waren für Hamburg um und in Berlin werden nicht nur Güter für die Berlinerinnen und Berliner hergestellt. Gerade Berlin und Brandenburg sind eng miteinander verbunden. Nimmt man den Wirtschaftsraum zusammen, würden aus heutiger Sicht ohne die EVA Jänschwalde rund 3,3 Mio. t/a Abfälle zur thermischen Verwertung im Jahr 2025 rund 2,5 Mio. t/a an Verbrennungskapazitäten gegenüberstehen. Bis 2029 gingen diese Kapazitäten mit der Stilllegung des Kraftwerks Jänschwalde weiter zurück, auf rund 2,2 Mio. t/a (Quelle: Prognos 2019, LEAG; 90 Prozent Anlagenverfügbarkeit angenommen).

Fazit: Die EVA Jänschwalde deckt einen Entsorgungsbedarf im regionalen Umfeld ab und wird dazu beitragen, abnehmende Kapazitäten aus der Mitverbrennung in Kohlekraftwerken zu kompensieren.
 

Grafik: EVA Jänschwalde
 

 

2. EVA Jänschwalde als „Klimasünder“?

Richtig ist, dass eine genaue Berechnung der zu erwartenden CO2-Emissionen von Herkunft und Zusammensetzung der Ersatzbrennstoffe abhängt und der Schwankungsbereich größer ist, als bei anderen Brennstoffen wie Kohle oder Gas. Unseren Berechnungen zufolge sind CO2-Emissionen der EVA Jänschwalde von rund 500.000 bis 600.000 t/a zu erwarten. Eine Tatsache ist aber auch, dass ein Teil dieser Emissionen als klimaneutral anzurechnen ist, da sie aus der Verbrennung biogenen Kohlenstoffs entstehen (wie bspw. Holz, Klärschlamm oder anderen biogenen Bestandteilen wie Siebresten aus Bioabfall-Vergärungsanlagen).

Biogen heißt, dass das emittierte Kohlendioxid Bestandteil des natürlichen CO2-Kreislaufes ist. Die Erfahrungen und Analysen aus 15 Jahren Mitverbrennung in den Braunkohlekraftwerken der LEAG zeigen, dass sich für Abfälle mit gewerblicher Herkunft biogene Anteile von 40 bis 50 Prozent ergeben. Für kommunale Siedlungsabfälle liegt der Anteil bei 60 bis 70 Prozent. Dass in der Optimierung der Kreislaufwirtschaft enormes Potential für (weitere) CO2-Einsparungen liegt, bleibt dabei unbestritten.

Fazit: Die Mitverbrennung von aufbereitetem Abfall in Kohlekraftwerken trägt heute dazu bei, CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern zu reduzieren, was auf den biogenen Anteil im Abfall zurückzuführen ist. Dieser biogene Anteil hat auch bei der Monoverbrennung von Ersatzbrennstoffen (EBS) Bestand.

 

Einschätzung des fossilen und biogenen Anteils in den CO2-Emissionen der EVA Jänschwalde, Grafik: EVA Jänschwalde

 

 

3. EVA Jänschwalde behindert den Strukturwandel?

Die thermische Verwertung von Abfällen stellt auch beachtliche Mengen an Energie in Form von Strom und Wärme in effizienter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bereit. Darin sehen wir einen Standortvorteil, gerade in Zeiten eines absehbar steigenden Bedarfs an Strom und gesicherter Leistung. Die EVA Jänschwalde ist ein erster Baustein der Standortentwicklung, der Neuansiedlungen unterstützen kann. Weitere Investitionen sollen folgen, dafür wollen sich auch die Projektpartner LEAG und Veolia einsetzen. Derzeit arbeiten am Standort des Braunkohlekraftwerks mehr als 800 Menschen. Der Erhalt von 50 Arbeitsplätzen kann da nur ein erster Schritt sein.

Fazit: Die EVA Jänschwalde ist ein Initial zur Strukturentwicklung. Sie kann und soll Andockstelle weiterer Investitionen werden.

Energie-Output der EVA Jänschwalde, Grafik: EVA Jänschwalde

 

 

4. EBS-Kraftwerk ist eine „Mogelpackung“?

Die EVA Jänschwalde ist ein Ersatzbrennstoff-Kraftwerk und wird als solches auch EBS als Hauptbrennstoff einsetzen. Dass die Anlage auf Rostfeuerung beruht, steht dazu in keinem Widerspruch, sondern ist neben der Wirbelschichttechnologie eine gängige Verbrennungsmethode in EBS-Kraftwerken. Auch der Einwand, dass Landesamt für Umwelt hätte klargestellt, es handle sich um keine EBS-Anlage, ist nichtzutreffend (siehe Mitteilung der LEAG). Richtig ist, dass neben den Abfallschlüsselnummern, die dem Ersatzbrennstoff zuzuordnen sind, weitere ungefährliche Abfallarten zur thermischen Verwertung beantragt wurden. Diese Abfallarten werden aber im Vergleich zum Ersatzbrennstoff nur einen kleinen Anteil an der Verwertung haben. Zielstellung ist, dass die Anlage flexibler auf den Entsorgungsbedarf reagieren kann. So ließe sich unter Umständen ein Transport in weiter entfernte Entsorgungsanlagen vermeiden, was auch der Umwelt zugutekäme.

Fazit: Hauptbrennstoff der EVA Jänschwalde wird aufbereiteter, von Schadstoffen entfrachteter und heizwertreicher Ersatzbrennstoff (EBS) sein.

 

Vedad Delic: „Wir sind vom Nutzen der EVA Jänschwalde und ihrem Beitrag zu einer umweltverträglichen Abfallverwertung überzeugt und hoffen, Ängste und Befürchtungen bei den Kritikern der Anlage abbauen zu können. Aus dem Fachgespräch nehmen wir mit, dass wir weiterführende Informationsangebote schaffen müssen und werden dies auch über unsere Website realisieren. Im vergangenen Jahr haben wir die Gremien der Nachbargemeinden besucht und wollen auch hier künftig neue Info- und Dialogformate anbieten.“

 

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Ansprechpartner

Kathi Gerstner

Pressesprecherin

0355 2887 3010