13.10.2015

Rund 200 Praktikanten und Werkstudenten beschäftigt die LEAG  jährlich an ihren Kraftwerks-, Tagebau- und Verwaltungsstandorten in Ostdeutschland. Die technischen Berufe sind dabei noch immer vor allen Dingen bei weiblichen Bewerbern deutlich weniger gefragt, obwohl dort Nachwuchs gesucht wird. Marion Ndombol ist in dieser Hinsicht eine Ausnahme.

Etwa zwei Nummern zu groß ist der blau-gelbe Arbeitsanzug, den Marion nun seit 8 Wochen im Praktikum im Kraftwerk Jänschwalde trägt. Doch die 1,63 kleine Kamerunerin füllt ihn mit umso mehr Persönlichkeit: Stolz und selbstbewusst bewegt sie sich über das Kraftwerksgelände. Als angehende Elektrotechnikerin interessieren sie besonders die Schaltanlagen, Transformatoren, Steuerschränke. 

Marion Ndombol aus Kamerun im Kreis der Kollegen im Kraftwerk Jaenschwalde, Foto: LEAG

Ohne Scheu greift sie inzwischen zum Handwerkszeug, auch wenn der Anfang hier nicht ohne Unsicherheit und unfreiwillige Lacher war: Die schwierige Orientierung in den nahezu baugleichen Anlagengebäuden auf dem 5.000 m² großen Werksgelände, die Betriebsfahrräder mit denen Marion anfangs noch auf Kriegsfuß stand und vielleicht auch ein bisschen die deutschen Kollegen, die mit ihrer zurückhaltenden Art befremdlich wirkten. Doch Marion hat sich schnell eingelebt, ist auf die Kollegen zugegangen und heute Teil des Teams.

„Ihre offene Art hat es ihr leicht gemacht“, bestätigt Praktikumsbetreuer Roland Dimde, Leiter für Elektro- und Leittechnik im Kraftwerk Jänschwalde und blickt zurück „Ich hatte keine Bedenken, Marion ins Team zu holen. Ich machte mir eher Sorgen um ihre Sicherheit, denn ihr Umgang mit der Technik war anfangs noch etwas leichtfertig. Das haben wir zum Glück inzwischen im Griff.“

Gekommen, um zu lernen

Roland Dimde leitet Marion Ndombol durch das Praktikum, Foto: LEAG

Fürsorglich wie einen Papa beschreibt Marion ihren Praktikumsbetreuer, die ihren Vater früh verloren hat; heute kann sie wieder lachen. Überhaupt lacht sie viel und wirkt entspannt. Sie könne sich heute kein anderes Fachgebiet als die Elektrotechnik vorstellen, sagt sie.

Schon im Gymnasium in ihrer Heimatstadt Duala hat sie sich auf Wunsch des Großvaters auf die „Welt von Watt und Volt“ spezialisiert. Inzwischen studiert sie Elektrotechnik im sechsten Semester an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, und sie ist angekommen: „Ein Teil meiner Familie lebt schon länger in Berlin, ich habe aber auch gute Freundinnen an der Uni gefunden. Einen Freund habe sie inzwischen auch, grinst sie vielsagend. 

Die Gelegenheit, praktische Berufserfahrung in einem bedeutenden Industriebetrieb wie dem 3.000 MW-Kraftwerk Jänschwalde zu sammeln, ist eine große Chance für sie.

 

 

Mit dem entsprechenden Ehrgeiz geht sie deshalb ihre Bachelorarbeit an; der Titel „Prüfung der Kompatibilität von Fehlerstromschutzeinrichtungen bei ortsveränderlichen Betriebsmitteln“ klingt vermutlich für Nichteingeweihte etwas kryptisch. Sie will eine gute Note erreichen, um anschließend im Kraftwerk vielleicht sogar als Werkstudentin bis zu ihrem Masterabschluss arbeiten zu können.

Lernen, um sich zu Verwirklichen

 Die Ausbildung soll einmal der Schlüssel zur Erfüllung der Träume werden: Marion Ndombol im Einsatz, Foto: LEAG

„Mit dieser Ausbildung und der praktischen Erfahrung kann ich mich überall bewerben, in Deutschland, anderen europäischen Ländern oder in meiner Heimat Kamerun“, erzählt die 25-Jährige von ihren Zukunftsträumen, die sich von den meisten der Gleichaltrigen nicht unterscheiden: guter Job, Häuschen im Grünen, Familie gründen. Wichtig ist ihr, dass ihre Kinder auch ihre Muttersprache Bassa lernen, egal wo sie irgendwann leben werden.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Vattenfall Blog

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Autor

Mareike Huster

Seit mehr als 15 Jahren ist das Lausitzer Revier meine Heimat – Privat und im Dienst. Themen, die bewegen - Geschichten, die erzählt und Menschen, die einfach vorgestellt werden müssen – das ist mein Job. Seit 2017 bin ich verantwortlich für die Kommunikation mit den rund 8000 Mitarbeitern der LEAG.

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