23.07.2019
Schon gewusst?

Die Mongolei, das „Land des blauen Himmels“, grenzt an China und Russland. Der am dünnsten besiedelte Staat der Welt - rund drei Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche, die mehr als viermal so groß ist wie Deutschland - ist für seine weitläufigen Steppenlandschaften und die Nomadenkultur bekannt. Wirtschaftlicher Pfeiler des ursprünglichen Agrarlandes ist die Erschließung wichtiger Rohstoffvorkommen wie Kupfer und Kohle. Die Mongolei zählt zu den zehn rohstoffreichsten Ländern der Erde.

19 Jahre ist Byeryekgul Myezimkhan alt, als sie für einen Sommerkurs das erste Mal nach Deutschland reist. Sie ist beeindruckt von der Sauberkeit, von der Architektur und beschließt, wiederzukommen. Heute, drei Jahre später, hat sie ein dreimonatiges Praktikum bei der LEAG hinter sich und steht kurz vor der Rückkehr an die Deutsch-Mongolische Hochschule für Rohstoffe und Technologie (GMIT), an der sie zur Ingenieurin ausgebildet wird. Ich habe mit ihr über ihre Erfahrungen gesprochen, über ihren Berufswunsch und darüber, wie der bei ihrer traditionellen Hirtenfamilie ankam.

 

Was ist dein fachlicher Hintergrund?

Ich mache gerade meinen Bachelor als Rohstoff- und Prozessingenieurin an der Deutsch-Mongolischen Hochschule für Rohstoffe und Technologie (GMIT), die sich ungefähr 35 Kilometer vom Zentrum der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator entfernt im Nalaikh-Gebiet befindet. Meine Uni ist sehr modern. Sie wurde erst 2013 gegründet, basierend auf einer Vereinbarung unseres damaligen Präsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das Ziel von GMIT ist es, die wissenschaftliche Lehre und Forschung im Bereich Bodenschätze und der ihnen angeschlossenen Industrien voranzubringen. Ich bin eine von 170 Studierenden, fast die Hälfte von uns ist weiblich und unterrichtet wird auf Englisch.

Etwa 7.700 Kilometer trennen die Studentin an ihrem Praktikumsplatz bei der LEAG von ihrer Heimat, Foto: Marco Bedrich

Wie bist du zu LEAG gekommen?

GMIT kooperiert sehr eng mit deutschen Universitäten wie der RWTH in Aachen und der Bergakademie in Freiberg. Um seinen Bachelor-Abschluss zu erhalten, muss jeder Student ein Praktikum absolvieren. Ich werde nächstes Jahr mein Studium beenden und habe mich für ein deutsches Unternehmen – in dem Fall LEAG – entschieden. Hier war ich drei Monate in der Tagebauplanung eingesetzt, habe viel über den Kraftwerksprozess gelernt und mich auf meinen Abschluss vorbereitet.

 

Warst du das erste Mal in Deutschland?

Nein, vor drei Jahren habe ich bereits an einem Sommerkurs an der TU Freiberg teilgenommen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, deswegen wollte ich wieder nach Deutschland.

Das GMIT ist eine vergleichsweise junge Hochschule. Im September 2013 nahm sie ihren Vorlesungsbetrieb mit knapp 40 Studierenden auf. 2018 wurden die ersten Diplome verliehen, Grafik: GMIT

Wolltest du schon immer Ingenieurin werden?

Ja, denn ich finde gern heraus, wie Dinge funktionieren. In der 6. Klasse mussten wir einen Fragebogen ausfüllen, um zu sehen, welche Berufe uns liegen würden. Bei mir kamen zwei Jobs in Frage: Kardiologin oder Ingenieurin. In der 11. Klasse haben wir den Bogen dann als Erinnerung zurückbekommen und ich habe festgestellt, dass sich an meinem Berufswunsch seitdem nichts geändert hatte. Als ich dann vom GMIT hörte, habe ich mich sofort beworben und war erfolgreich damit.  

 

Wie wichtig ist Bergbau für die Mongolei und hat deine Familie einen Bergbauhintergrund?

Bergbau ist für die mongolische Wirtschaft entscheidend, denn Mineralien und Metalle machen 80 Prozent unseres Exportvolumens aus. Dazu gehören Kupfer, Silber und Gold. In meiner Familie gibt es allerdings keine Bergbautradition. Sie sind Hirten und betreiben Pferde- und Viehzucht, haben mich aber in meinem Wunsch im Bergbau zu arbeiten, unterstützt.

Byeryekgul Myezimkhan hat die Zeit in Deutschland genossen und interessante Eindrücke gewonnen, Foto: Byeryekgul Myezimkhan

Wie war deine Zeit bei der LEAG?

Die Zeit bei der LEAG hat mir gefallen. Alle waren sehr freundlich und mich hat die Sauberkeit der Anlagen beeindruckt. Es war auch meine erste Praxiserfahrung in einem so großen Unternehmen, ich habe da also noch keinen wirklichen Vergleich. Aber ich habe die Zeit hier sehr genossen. 

 

Was gefällt dir an Deutschland und was war neu für dich?

Die Architektur ist großartig und so anders als das, was ich von zuhause gewöhnt bin. Ich liebe Dresden und seine beeindruckenden Gebäude und bin auch in andere ostdeutsche Städte wie zum Beispiel nach Leipzig gereist. Beim deutschen Essen hatte ich den Eindruck, als wäre Sauce die Geheimwaffe schlechthin! Alles wird mit Sauce gegessen. Das ist in der Mongolei nicht so und mein Magen musste sich erst einmal daran gewöhnen. Die Sprache ist auch sehr schwierig, vor allem die Grammatik. Das Wort verändert sich mit dem Artikel und das ist wirklich schwer nachzuvollziehen.

 

Was erwartet die Leute in der Mongolei?

Die Mongolei hat eine überaus spannende Geschichte bis hin zum Reich von Dschingis Khan. Es ist ein Land der Abenteuer, Pferde, Nomaden und des blauen Himmels. Wir sind das am dünnsten besiedelte Land der Welt mit rund drei Millionen Einwohnern auf einer Fläche viermal so groß wie Deutschland. Wenn ich meinen Bachelorabschluss habe, möchte ich für mein Masterstudium gern nach Deutschland oder Australien, um später mein Land weiter voranzubringen.

Die Mongolei: Land der Abenteuer, Pferde, Nomaden und des blauen Himmels, Foto: Jacqueline Macou

Während deiner Zeit in Deutschland gab es ja die Fridays for Future-Demonstrationen und viel Diskussion hinsichtlich Klimaschutz und Kohleausstieg – wie siehst du das?

Alles hat zwei Seiten. Es ist gut, dass junge Menschen die Umwelt schützen wollen und sich dafür engagieren. Gleichzeitig ist der Anteil deutscher CO2-Emmissionen relativ gering und es scheint mir, dass hier schon jede Menge unternommen wird, um die Technologien zu verbessern. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, der wir auf internationaler Ebene begegnen müssen. Das versuchen wir auch am GMIT – die globalen Herausforderungen anzugehen und den damit einhergehenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in der Mongolei zu decken.

 

Danke Byeryekgul – hast du noch Reisepläne für deine Zeit nach dem Praktikum?

Ja, ich werde nach Süddeutschland reisen und vielleicht auch nach Frankreich. Ich habe noch eine Woche frei, bevor es wieder nach Hause geht. Diese Zeit möchte ich nutzen.

Foto: Byeryekgul Myezimkhan

Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?

Dann schreiben Sie uns

Themen

Teilen

Autor

Kristina Strehle

Ich bin gebürtige Lausitzerin mit familiärer Bergbautradition. Nach meinem Studium der Kultur- und Medienwissenschaften in Frankfurt (Oder), Mexiko Stadt und Berlin folgten Arbeitsaufenthalte in Südafrika und Bangladesch. Mein Thema: Entwicklungszusammenarbeit. Dann ging es für mich „zurück zu den Wurzeln". Meine Haltestationen in Cottbus: das osteuropäische Filmfestival, eine Opernproduktion des Staatstheaters und der Lehrstuhl Energieverteilung und Hochspannungstechnik an der BTU. Seit Oktober 2016 bin ich nun in der internen Kommunikation der LEAG „sesshaft“.

Mehr von Kristina Strehle