17.05.2018

Es ist ein ziemliches Gewusel an den drei Bienenstöcken von Lucas Knote in Weißwasser. Munter fliegen die Bienen hinein und hinaus. Wenn die Sonne lacht und mindestens 12 Grad herrschen, sind die Insekten mit den schwarz-gelb gestreiften Hinterteilen von sieben Uhr am Morgen bis 20 Uhr am Abend im „Flugbetrieb“. Ich bin zu Besuch bei dem 25-jährigen Industriemechaniker, um mehr über ihn und sein Hobby zu erfahren.

Bis zu zehn Waben befinden sich in einer Zarge, dem Zuhause der Bienen. In der Hochsaison besteht ein Bienenstock aus drei Zargen, Foto: Lucas Knote 

„Der Apfelbaum ist aufgeblüht. Nun summen alle Bienen. Die Meise singt ein Meisenlied. Der Frühling ist erschienen. Die Bienen schwärmen Tag für Tag und naschen von den Blüten. Mag sie der Mai vor Hagelschlag und hartem Frost behüten,“ so heißt es in einem Frühlingsgedicht.

Ja, Bienen brauchen den Frühling. Dann schwärmen sie aus. Sie brauchen aber auch genügend Nahrung und eben das ist in den vergangenen Jahren durch die zunehmende Monokultur in der Landwirtschaft und den Einsatz von Insektiziden schwieriger geworden. Allein bei den Bienenzüchtern in Cottbus ist die Population im Jahr 2017/18 um 22 Prozent zurückgegangen.

Bis zu drei Kilometer weit fliegen Bienen, um Nektar zu sammeln, erfahre ich von Freizeit-Imker Knote. Flögen sie weiter, kämen sie ohne Ertrag zurück, da sie ihn selbst verbrauchen müssten, um bei Kräften zu sein. Die drei Bienenvölker des Großgeräteführers im Tagebau Nochten müssen sich allerdings nicht so weit auf den Weg machen. Auf dem etwa 1500 Quadratmeter großen Grundstück seiner Eltern am bereits ländlichen Stadtrand von Weißwasser gibt es ausreichend bienenfreundliche Pflanzen – selbst ein kleines Rapsfeld haben die Knotes angelegt. Außerdem können die Bienen sich unter anderem an den Blüten von Kirsch- und Birnbaum „bedienen“. „Frühlingsblütenhonig“ steht dann später auf den Etiketten der Honiggläser von Knote.

Bienen sind nicht nur Honiglieferant 

Lucas Knote kontrolliert den Zustand seiner Bienenvölker, indem er jede Wabe genau anschaut, Foto: Lucas Knote

Seit 2012 besitzt der 1,90 Meter große Lucas Knote Bienen. Wie es dazu kam, kann er nicht genau erklären. Niemand in der Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft züchtet Bienen. „Irgendwann hat mich die Imkerei interessiert, mein Vater hat mir Literatur empfohlen, die mein Interesse weiter gesteigert hat, kurze Zeit später hörten wir von einem Imker, der verstorben war und dessen Frau die Bienen nicht behalten wollte. So kam ich zu meinem ersten Volk“, erzählt er mir. In diesem Jahr hat er drei Völker. Wie viele Bienen ein Volk ausmachen, verändert sich im Laufe des Jahres.  Im Winter können es  10.000 bis 15.000 sein. Bis Ende Juni kann die Population  in einem starken Volk auf 50.000 bis 60.000 Bienen anwachsen. So ganz aus dem Nichts kam sein Interesse an einem Hobby in und mit der Natur aber nicht.

Ideal gelöst: Die Bienenstöcke stehen direkt unter den Obstbäumen und neben dem Rapsfeld, Foto: Lucas Knote

Knote und seine Eltern sind sehr naturverbunden: Das Einfamilienhaus inklusive Garagen ist mit Holz verkleidet, auf dem Grundstück ist viel Holz aus dem eigenen Wald gestapelt, ein ziemlich großes Backhäuschen zum Brotbacken ziert den Platz unmittelbar hinterm dem Haus. Knotes Mutter ist Diplom-Forstingenieur und arbeitet in Niesky im Kreisforstamt. Bienen – das ist für den jungen Mann durchaus wichtig – liefern nicht nur Honig. Zwei Drittel ihrer Lebenszeit verbringen sie mit dem Bestäuben von Pflanzen und Bäumen. Ohne Bienen gäbe es deutlich weniger Obst und auch viele Gemüsesorten wären von Ertragsrückgängen betroffen. Zur langen „Kundenliste“ der Bienen zählen auch zahlreiche Wildgewächse, die wiederum anderen Tieren als Nahrung oder Unterschlupf dienen, und sich ohne die fliegenden Bestäuber kaum fortpflanzen könnten.

Seine Eltern unterstützten ihn bei seinem Einsatz für die Bienen. Und nicht nur das: Inzwischen haben sie selbst einen Kurs für Imker absolviert. Auch deshalb, damit sie ihren Sohn gut vertreten können, wenn dieser für mehrere Wochen an der Uni ist, denn Knote studiert berufsbegleitend Energietechnik an der Hochschule Zittau/Görlitz. 

Vier bis fünf Stunden Zeit pro Woche

Ideal für Bienen und den Obstertrag: Blütenpracht quasi vor der Tür, Foto: Lucas Knote

Etwas zu tun für eine lebenswerte Umwelt, das ist Lucas Knote wichtig. Bereits für seinen ersten Praxiseinsatz innerhalb des Studiums hat er sich für einige Tage in der Rekultivierung der LEAG entschieden, bei Förster Olaf Hanspach. „Die Rekultivierung ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit eines Tagebaus. Das interessiert mich sehr“, erklärt mir der künftige Ingenieur.

Die Zeit, die er für sein Hobby aufwenden muss, empfindet er nicht als zu viel. In der Regel vier bis fünf Stunden pro Woche schätzt er ein. Wichtiger ist die Regelmäßigkeit. So kontrolliert er zwei- bis dreimal pro Woche die Waben und schaut unter anderem nach, ob alle Bienen gesund sind. Bei kaltem und regnerischem Wetter prüft er, ob die Bienen noch genügend Futterreserven haben. Anderenfalls heißt es zufüttern mit Zuckerwasser. Im Winter stehen Instandsetzungsarbeiten zum Beispiel an den Rähmchen an.  

Mehr zu tun gibt es ab Mitte Mai, wenn die erste Honigernte ansteht. Zweimal im Jahr schleudert Knote die Waben aus. Ihr Inhalt kommt in große Eimer und wird zwei Wochen lang täglich einmal umgerührt. 30 bis 50 Kilogramm Honig erzeugt ein Volk pro Jahr. Den Honig verkauft er ohne große Werbung oder Vertriebswege – einfach von Tür zu Tür. Das funktioniert gut. Jetzt, so kurz vor der neuen Ernte, besteht sein Vorrat nur noch aus acht Gläsern.

Auch in der Rekultivierung, hier im Tagebau Jänschwalde, finden Bienen eine gute Grundlage, Foto: LEAG

Großes Interesse an Rekultivierung

Für Studium, Gartenarbeit und den See im Sommer bleibt Lucas Knote neben der Bienenzucht genug Zeit. Das Studium der Energietechnik macht dem Weißwasseraner Spaß. Es sei, so betont er, aber „kein Spaziergang“. Überhaupt lernt er gern dazu, qualifizierte sich nach Abschluss der Ausbildung im Jahr 2013 auf eigene Kosten zum Meister. 2022 wird er das Studium beendet haben. Wo es beruflich mit ihm hingehen wird, weiß er heute noch nicht. Gemeinsam mit seinem Mentor wählt er möglichst viele interessante Möglichkeiten für seine Praxiseinsätze bei der LEAG aus, um einen ausführlichen Eindruck von Bergbau und Kraftwerksbetrieb zu bekommen. Vielleicht aber sieht man den heutigen Studenten in ein paar Jahren in der LEAG-Rekultivierung wieder.     

 

Bienen machen Schule

Weitere Untersützung für die Bienen kommt von der Stiftung Lausitzer Braunkohle. Seit dem vergangenen Jahr hat die Umwelt-Grundschule Dissenchen eine Schulimkerei. Mit einer Fördersumme von 6.750 Euro konnte der Schulförderverein im letzten Frühjahr zwei Magazinbeuten – die Behausung der Bienen - , eine Schaubeute, Schutzkleidung sowie Material für die Honiggewinnung anschaffen. Seitdem haben die Schüler zwei Bienenvölker während des Schulalltags beobachtet und sich unter der Anleitung von erfahrenen Imkern in den Fertigkeiten des Imkerns geübt. Die Schaubeute aus Glas ist flexibel und kann in die Unterrichtsräume gebracht werden - so wird  die Welt der Bienen für die Schüler jederzeit erlebbar.

 

 

Stiftungsvorstand Thomas Penk (rechts im Bild) informiert sich bei Projektleiter Olaf Schöpe und den Schülern über die Arbeit in der Bienen-AG, Foto: LEAG

 

 

 

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

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