10.07.2018
Masterplan

Seit 2006 schreiben die Stadt Cottbus und die Anrainergmeinden Neuhausen/Spree, Teichland und Wiesengrund die Entwicklungsziele für den künftigen Ostsee fest. Es geht darum, um den See eine harmonische und sinnvolle Entwicklung zu ermöglichen und sowohl für Anwohner als auch für Gäste attraktiv zu sein. Der Masterplan umfasst 17 Projekte wie den Stadthafen Cottbus, die Seeachse als Verbindung zwischen Innenstadt und See, die Bärenbrücker Bucht, ein Energiezentrum und einen Seerundweg für Fußgänger und Radfahrer.
https://cottbuser-ostsee.de/planungen/masterplan-2/

Montag, 9. Juli 2018: Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel, es ist Ferienzeit, Strandzeit, Badezeit. Für Badevergnügen und Wassersport vor der eigenen Haustür muss sich die Stadt Cottbus noch bis Mitte der 2020er Jahre gedulden. Dann wird ihr der Cottbuser Ostsee diese Möglichkeiten bieten. Die Vorbereitungen haben längst begonnen. Getreu dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ fiel der Startschuss für die Bauarbeiten am künftigen Stadthafen.

820 Meter lang wird das Bauwerk zur Uferbefestigung für den künftigen Stadthafen Cottbus am gleichnamigen Cottbuser Ostsee einmal sein. Im Vergleich zur gesamten Uferlänge von 26 Kilometern sind 820 Meter nur etwas mehr als drei Prozent. Und dennoch ist der Linienverbau – so der Begriff für die technische Verbauform – das Herzstück des Masterplans der Stadt für den künftigen See. Rund vier Hektar Bauland werden durch den Verbau zusätzlich gewonnen, um auf insgesamt 7,5 Hektar Fläche dem künftigen Hafenquartier der Stadt Raum zu geben. Unterhalb des Aussichtsturms Merzdorf vollzogen der Cottbuser Oberbürgermeister, Holger Kelch, und Brandenburgs Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung, Kathrin Schneider, den symbolischen Spatenstich für die Spundwand aus Stahl. Sie wird am Ufer bis in acht Meter Tiefe eingebracht. Danach wird ein Betonkopfbalken daraufgesetzt. Das Ganze ist später die Kaimauer. Kelch bedankte sich in seiner Rede bei der LEAG, die den See im ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord „baut".  

Bereits 1997 – weiß Egbert Thiele, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung – war der Bereich Stadtplanung von Cottbus damit befasst, dass aus dem Tagebau Cottbus-Nord entsprechend dem Braunkohlenplan der gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg einmal ein See werden würde. Wie würde er sich entwickeln? Wozu soll er dienen? Wie wird man ihn erreichen? Wie passen neue Nutzungen mit vorhandenen Nutzungen zusammen? Wo wird man Bauflächen ausweisen können? Wo könnte ein Hafenquartier entstehen?

Über die Jahre arbeitete die Stadt dabei eng mit dem Bergbauunternehmen und dem Landesbergamt zusammen. Die Ideen, Vorstellungen und Visionen waren groß. Inzwischen, so Thiele, hat sich vieles versachlicht, wurde geplant und gerechnet – von mancher Idee mussten sich die Verantwortlichen im Laufe der Zeit verabschieden. Doch Thiele ist überzeugt: „Es war richtig, zu Beginn weiter zu denken. Es konnte gar nicht visionär genug sein.“ Alle Ideen und Vorstellungen sind seit 2006 in einen Masterplan „Cottbuser Ostsee“ eingeflossen (siehe nebenstehender Kastentext). Er hat inzwischen mehrere Überarbeitungen erfahren.

So könnte er aussehen, der künftige Cottbuser Hafen, Entwurf: fehlig & moshfeghi architekten

See beeinflusst gesamte Stadtentwicklung

Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider und der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch beim Baustart, Foto. Stadt Cottbus 

Denn die Stadt Cottbus bekommt mit dem Ostsee nicht nur irgendeine weitere Sehenswürdigkeit. Räumlich wird der Ostsee einem Viertel der künftigen Stadtfläche entsprechen. Ganz klar, dass der See für die nahe Zukunft der Stadt oberste Priorität hat. Er wird die ganze Stadtentwicklung beeinflussen, neue wirtschaftliche Aspekte ebenso erschließen wie Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten. Dazu kommen laut Thiele auch Umwelt- und Technologiethemen, Projekte mit der Brandenburgisch-Technischen Universität (BTU). Das Gewerbegebiet zwischen Stadt und See wird sich verändern. Auch das Zusammenspiel mit anderen touristischen Zentren wie dem Seenland und dem Spreewald gilt es zu organisieren. Stadt und See – beides zusammen wird künftig Cottbus ausmachen.

Externes Ostseemanagement koordiniert

Egbert Thiele verantwortet im Cottbuser Rathaus die Stadtentwicklung, Foto: LEAG

Das Großprojekt beschäftigt viele Fachbereiche der Verwaltung. Neben der Stadtentwicklung und den Grün- und Verkehrsflächen sind das auch die wichtigen Bereiche Immobilien und Finanzen. Den Überblick über die umfangreichen Prozesse zu behalten, sie zu beaufsichtigen, zu steuern, die Fachbereiche, Unternehmen und andere externe Partner zusammenzuführen – für diese Aufgaben hat die Stadt ein externes Ostsee-Management geschaffen. Es wird durch die beiden Cottbuser Firmen AECOM und INIK ausgeübt. Von hier aus wurde im letzten Jahr ein städtebaulich-landschaftsgestalterischer Planungswettbewerb für das zukünftige Hafenquartier in Cottbus-Merzdorf ausgelobt. Sieger wurden das Architekturbüro fehlig & moshfeghi architekten und das Gartenlabor Landschaftsarchitekten Bruns aus Hamburg. An den Hamburgern ist es jetzt, den städtebaulichen Entwurf weiter zu entwickeln. „Was bauen wir hinter der Kaimauer?“ ist die zentrale Frage darin. Ein zentraler Platz ist bereits vorhanden. Entstehen Wohnungen und/oder Hotels? Wie sieht der Hafenbetrieb aus? All das gilt es jetzt zu planen. 

Unter den Gästen beim Baustart war auch Alice Kunze, Fachbereichsleiterin Grün- und Verkehrsflächen der Stadt Cottbus. Ihr Fachbereich ist in der Verwaltung unter anderem für Ingenieurbauwerke verantwortlich, zu denen der Linienverbau zählt. Ihr Team Brücken- und Ingenieurbauwerke ist beteiligt an Planung, Bauüberwachung und Koordinierung der Baufirma am Hafen.

LEAG schuf bauliche Voraussetzungen

Alice Kunze ist Fachbereichsleiterin für Grün- und Verkehrsflächen in der Cottbuser Stadtverwaltung, Foto: LEAG

Zu den Vorbereitungsmaßnahmen vor dem offiziellen Start der Bauarbeiten gehörten auch ökologische Arbeiten wie das Absammeln von Zauneidechsen und das Schaffen von Ersatzlebensräumen für die Heidelerche. Zukünftig, wenn das Hafenprojekt weitergeführt wird, ist sie mit ihren weiteren Teams wieder im Boot beim Straßen- und Wegebau, beim Anlegen von Grün- und Freiflächen. Das zweite Großprojekt, an dem Kunzes Team arbeitet, ist der zentrale Verkehrsknoten am Cottbuser Hauptbahnhof. Der Bahnhof wird das neue einladende Eingangstor der Stadt. Der Ostsee die neue attraktive Freizeitoase. Wie man über die neue Seestraße vom Bahnhof zum künftigen See kommt – auch das wird in Kunzes Team geplant.

Voraussetzung für den Baustart am künftigen Hafen sind ein Ankaufsrechtsvertrag und ein Baudurchführungsvertrag, den die Stadt Cottbus und die LEAG Bergbausparte miteinander abgeschlossen haben. Zudem hat das Bergbauunternehmen vor Ort alle bergbaulich erforderlichen Anschlussbedingungen geschaffen. Anders als im gesamten Uferbereich wurde keine Uferabflachung durchgeführt sondern für den Linienverbau das Böschungssystem so belassen, wie es nach der Beendigung des Bergbaus entstanden ist. Nicht nur das Baufeld, sondern auch Bedienwege wurden übergeben. 

Die europaweite Ausschreibung der Stadt für die Baumaßnahmen hat im Übrigen die Richard Schulz Tiefbau GmbH aus Schwarzheide gewonnen. Das Unternehmen hat Erfahrungen mit dem Bergbau und mit Wasser – es war einer der wichtigsten Auftragnehmer bei der Umverlegung des Weißen Schöps.

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

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